Victoria Bell

Jürgen Becker



VICTORIA BELL

elephant shelter


Über die Bildhauerin Victoria Bell schreibt Manfred Schneckenburger:

„... Seit über einem Vierteljahrhundert realisiert und entwickelt sie mit zäher Obsession und Vision ihr kraftvolles Werk zwischen biomorphem Wachstum und dynamischer Konstruktion. Nichts sieht auf den ersten Blick wie kühle Berechnung aus, nichts atmet den Geist wissenschaftlicher Analyse. Stattdessen: eine geschmeidige, bildnerisch gefügte Holzverion megalithisch wirkender Formen, mit stählernen Verbindungsstücken. Längliche Holzkloben und Klötze, stabil ineinander geschoben und doch optisch bewegt. Alles wuchtig gekippt und doch fest verstrebt. Alles schierer Vorstoß von Kräften und doch in heimlicher Balance. Die Massen jonglieren auf kühne Weise ihr Gleichgewicht aus und entfalten sich doch vorwiegend in schlüssiger Harmonie. Zyklopisches Knochenwerk aus Holz mit Prothesen aus Stahl... „ 

Victoria Bell beschreibt ihre Arbeit so:

"Ich arbeite selber mit der Hand, wie in der Malerei, gehe direkt mit dem Material - dem Baum - um, so dass ich Erlebnisse und Empfindungen haben kann.

Ich mache eine aufgebaute Landschaft, versuche, wie Cezanne, 'reliser sur Natur'. Sie ist ein Prozess von Ereignissen, die untereinander kausale Beziehungen haben. Erfunden.

Mit einer Skizze fange ich an, der Prozess ist durchaus offen, so dass der Betrachter die 'Landschaft' selber neu im Kopf vollenden kann, mit seinen eigenen Assoziationen, während er sie umgeht. Die Masse und Jahresringe des Baumes = Einsteins Gravitation. Wie die Ringe sich variieren = Gravitationswellen.

Ich liebe starke Gegensätze: Masse/Licht oder Raum; Holz/Metall; Energie oder Variation in der Geschwindigkeit/Ausdehnung in die Zeit; Den Raum schiebend. Ich zeichne die Teile von verschiedenen Seiten auf dem Boden um Gegensätze zu schaffen."

Zur Eröffnung unterhält sich der Kunsthistoriker Jens Peter Koerver mit Victoria Bell über ihre Arbeit.

Victoria Bell

wurde am 12. Dezember 1942 in Evanston, Illinois, USA geboren. Von 1961-65 studierte sie Kunst am Smith College, Northampton, Mass., USA und 1965-67 an der University of California, Berkeley, Calif. Malerei. Für das Jahr 1985 ernannte sie die Stadt Wilhelmshaven zu ihrer „Stadtkünstlerin“. 1988 folgte ein ein Arbeitsstipendium des Kunstfonds e.V., Bonn.

Ankäufe / Public Collections

2011 LVR-LandesMuseum Bonn, Germany

2006   Kolumba, Köln, Germany

1996   City of Chicago, USA

1992   Stadt Wesel, Germany

           Museum Ludwig, Köln, Germany

1991   Collection Dobermann, Chef du Pont, Normandie, France

1985   Stadt Wilhelmshaven, Germany

1984   Finanzamt, Duisburg-West, Germnay

           Ausstellungen (Auswahl) / Selected Exhibitions, (E) = Einzelausstellungen/Solo

2011   Rheinisches Landesmuseum, Bonn  (E)

           “Denken”, Kolumba, Köln, Sept. 2011 bis August 2012

2009   Jahreskünstlerin,  Private Trauerakademie, Fritz Roth (E), Bergisch-Gladbach

           Galerie Carla Stützer, Köln (E)

2008   “Licht Kunst Licht”, Artoll, Bedburg-Hau

2007   Linda Durham Contemporary Art, Santa Fe, N.M., USA

2006   Galerie Carla Stützer, Köln (E)

           “Im Garten der Wirklichkeit”, Kolumba, Köln

2004   Lemmons Contemporary, New York, USA (E)

2003   Flottmann-Hallen, Herne (E)

           Galerie Carla Stützer, Köln (E)

2002   “Köln-Skulptur”, ART COLOGNE, Linda Durham Contemporary Art,

   Galisteo, N.M., und New York, USA

 2001  Linda Durham Contemporary Art, Galisteo, USA        

           “Vorgebirgspark Skulptur 2001”, Köln

2000, 1996, 1993, 1991, 1988, 1986, Galerie Carla Stützer, Köln (E)

           Lichthof der Gesamtschule, Brühl (E)

1998   “RHEINGOLD, oder Macht Geld Sinn?”, Burg Linn, Krefeld

           “Lieblingsorte”, Köln

1997   Rhona Hoffman Gallery, Chicago (E), USA

1991-97 ART COLOGNE, Galerie Carla Stuüzer, Köln

1997   “Inszenierung und Vergegenwärtigung”, Martinskirche, Kassel

           “Gabriele Muenter-Preis”, Bonn, Osnabrueck, Erfurt

1995   Bundesministerium  für Verkehr, Bonn (E)

           Galerie Path, Aalst (E), Belgium

1994   “Besinnung”, Bildhauersymposion, Strausberg, Berlin

           Galerie Haar, Moenchengladbach (E)

           Galerie Carol Johnssen, München (E)

1993   Galerie Path, Aalst (E), Belgium

1992   Stadt Wesel, “Unter der Erde”

1990-91   Symposion, Collection Dobermann, Chef du Pont, Normandie, France

1989   Symposion, “Unter der Erde”, Stadt Wesel

           “11 Künstler Räume”, Städtisches Museum, Stadt Leverkusen,

  Schloss Morsbroich

           “Shrimp”, Installation, Moltkerei, Köln (E

1988   “Figuration”, Flottmann-Hallen, Herne

           “Alive/Survive”, Kampnagelgelände, Hamburg

1987   “Zehn:Zehn”, Kunsthalle, Köln und Neuer Berliner Kunstverein in der Staatlichen Kunsthalle, Berlin

           “Das Verborgene Museum”, Akademie der Künste, Berlin1985   “Der Baum”,

      Heidelberger Kunstverein und Stadtgalerie Saarbrücken

           N.A.M.E. Gallery, Chicago, USA (E)

1984   “Haarlemmerhout”,  Symposion , Frans Hals Museum, Haarlem, Netherlands

            Städtische Sammlungen, Duisburg-Rheinhausen (E)

           “Kunstlandschaft Bundesrepublik”, Kunstverein in Hamburg, Westfälischer Kunstverein, Münster

1981   “Szenen der Volkskunst”, “Natur-Skulptur”, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart

            “New Artists: New Directions”, Marianne Deson Gallery, Chicago, USA

1980   “Gateway”,  Installation, Hahnentorburg, Köln (E)

1979   Bildhauersymposion, Kunstverein Freiburg

           “Künstlergärten”, Wissenschaftszentrum, Bonn, Dr. Wolfgang Becker

1978   Bildhauersymposion, Bremen

1977   Galerie Falazik, Neuenkirchen (E), “Material aus der Landschaft, Kunst in die Landschaft”

1976   “Analogien”, Rheinisches Landesmuseum, Bonn (E)

1975   Kunstverein Brühl (E)

1974   Galerie Oppenheim, Brussels (E), Belgium

           Environment for Marillyn Wood, Art Park, Lewiston, N.Y., USA




Jürgen Becker

„DER KÜNSTLER IST ANWESEND“


Die Kleinkunst hat gegenüber der bildenden Kunst einen Nachteil: Kabarettisten kann man nicht übers Sofa hängen. Wenn man’s doch tut, passt er womöglich nicht recht zur Couchgarnitur. Dennoch kann auch Kleinkunst bildende Kunst sein: „Der Künstler ist anwesend“ ist der Titel eines Programms, das bildende Kunst und Kleinkunst genussreich vereint. Nach diesem Parforceritt durch die Kunstgeschichte wissen sie genau, was über Gotik und Romanik zum Barock mit Rubens sprichwörtlichem Fleisch dicker Frauen führte. Und warum Marcel Duchamp für die Kunst der Fluch der Keramik wurde.

Sie werden sich nie mehr auf einer Vernissage blamieren und rufen: „Die rote Skulptur finde ich am besten.“ Gefolgt von der niederschmetternden Bemerkung des Galeristen: „Das ist unser Feuerlöscher!“

Hier können Sie auf das Angenehmste ihre wenigen Wissenslücken schließen und sind am Ende selbst Künstler. Ein Bild kann man malen. Wenn es niemand erwerben möchte, hängt man es halt in die Diele.

Die Kleinkunst jedoch findet ohne Sie als Zuschauer erst gar nicht statt. Wenn keiner kommt, fällt es aus. Das Kunstwerk entsteht erst gar nicht ohne Sie. Josef Beuys forderte einst die soziale Plastik – hier entsteht sie endlich in der Fett-Ecke des rheinischen Humors.

Wenn am Ende des Abends alle beim Freibier zusammenstehen und sich das Eintrittsgeld wieder heraustrinken, heißt die lebende Skulptur „Die Künstler sind anwesend“. Oder wie die Rheinische Post titelte: „Jürgen Becker fesselt 600 Besucher.“